Der Limes am Treffpunkt von Raetien und Obergermanien

GAMVNDIA APVD LIMITEM

(Schwäbisch Gmünd am Limes)



Das Kastell Schirenhof bei Schwäbisch Gmünd


(Abschrift des Sonderabdrucks aus dem Werke: Der Obergerm.-Raet. Limes des Römerreiches (1897)


Streckenkommissar: Major Z.D. Steimle


Während das Kastell Lorch das Remsthal schloss, lagen die Kastelle Schirenhof und Unterböbingen auf den Höhen des linken Ufers hinter der im Thal ziehenden Römerstrasse und vom Pfahl durch das breite Thal getrennt.

Der Schierenhof liegt 1,5 km westlich von Schwäbisch Gmünd auf einer Zunge, die sich etwas in das Thal vorstreckt, seitlich und rückwärts ist das Terrain überhöht. Von der Bahnlinie Stuttgart - Nördlingen ist das Gehöfte sichtbar.

Steigt man von der Rems her zum Schierenhof hinauf, so kann man jetzt noch leicht die ungefähre Ausdehnung der Front und die Lage des einstigen Thores erkennen. Ober auf dem Kastellplatz angelangt, überschaut man zum grössten Teil den ehemaligen Zug des Pfahls von Klein-Deinbach bis zur Kapelle bei Herlikofen. Die Entfernung bis zur nächstgelegenen Stelle des Pfahls beträt 1400m, bis zum Zwischenkastell Klein-Deinbach 1,6km, zum Kastell Lorch 6,5km und bis zum Kastell Unterböbingen 12km.

Eine Strasse, die vom Filsthal herüber zum Pfahl geführt haben wird, muss die Veranlassung zur Erbauung dieses Kastells gewesen sein. Vom Pfahl her, an den Vogelhöfen vorbeiziehend, will Bucher noch einen Wall oder eine Strasse gesehen haben. Südöstlich in der Richtung auf Strassdorf ist nun zwar das Pflaster der heutigen Straße sicher nicht römischen Ursprungs, sondern mit den Steinen des Kastells vom Vater des Schirenhofbauern hergestellt, aber die Richtung der Strasse muss sich, wie das Terrain anzeigt, mit der alten decken, und auch der Namen Strassdorf weist auf eine alte Strasse, vielleicht auf eine Gabelung alter Strassen hin. Die Strasse, welche in der Gegend des Kastells der Ramsennestweg genannt wird (Oberamtsbeschr. S. 170) führte südlich vom Badegebäude II zur Rems hinab, teilweise als tief eingeschnittener Hohlweg, ihr Pflaster wurde vom Streckenkommissar noch vor 30 Jahren gesehen. - Auch von dem aus der porta praetoria auslaufenden Weg sind Spuren noch kenntlich.

Der Lauf der römischen Remsthalstrasse deckt sich im wesentlichen mit der modernen, wie gerade für diese Gegend i Sicht des Schirenhofs durch einen Querschnitt bei der Kreuzmühle jüngst durch Lachenmaier nachgewiesen ist; dort kam unter dem Schotterkörper der im J. 1847 verlassenen und regulierten Landstrasse der 70cm starke römische Körper zu Tage. - Der am linken Remsufer von Gmünd über Sankt Katharina führende und teilweise eine Hohle bildende Weg ist bis jetzt noch nicht eingehender untersucht; er wird von Miller (Schwäb. Mercur vom 17.September 1890) für römisch gehalten; ist dies richtig, so kann es sich nur um eine Verbindung Schirenhof - Gmünd handeln.

In der bis zum Jahre 1671 laufenden Chronik des Gmünder Rathsherrn Fr. Vogt wird angegeben, dass da, wo sich jetzt der Schirenhof befinde, früher ein Schloss gestanden habe, "wovon genugsame Anzeige der Graben so daselbst herumgewesen, inzwischen aber ist nunmehr alles zerstört und ausgereutet, auch das Steinwerk sogar aus dem Grunde ausgebrochen und herausgethan worden. Wie man in alten Schriften findet, hat man diese Burg die Etzelburg geheißen. Heutzutage heisst man den Ort Schirenhof und ist sehr stark im Zweifel, ob man ihn auch ehevor Eitinghof geheissen, weil man die Bocksgasse die Eitinghofer Vorstadt nennt." - Die Angabe Millers (Röm. Kastelle S. 33), noch im Anfang des Jahrhunderts hätten die Ruinen teilweise aus dem Boden hervorgeragt, ist demnach irrig. - Die Oberamtsbeschreibung von Gmünd (1870) nimmt hier eine grosse bürgerliche Niederlassung an. Der Verdienst, hier ein römisches Kastell erkannt zu haben, gebührt dem General von Kallee. Derselbe begann im Jahre 1886 einen Eckturm freizulegen und die Umfassung festzustellen. Der Streckenkommissar, welcher damals in Gmünd in Garnison stand, vollendete die Ausgrabung in den Herbstmonaten 1886,01887 und 1888 und besprach die Resultate im Westd. Korrbl.X, Nr.76. Obgleich bei den damaligen Grabungen manches ununtersucht blieb, nahm die Reichslimeskommission die Grabung im Kastell nicht wieder auf, weil die Mauerreste, welche sich schon in den Jahren 1886 - 1888 in sehr schlechter Erhaltung zeigten, mittlerweile noch erheblich mehr beseitigt worden sind. Wir können also über das Kastell nur nach den Grabungen von 1886 bis 1888 berichten. Dagegen wurden von der Limeskommission zwei Gebäude westlich vom Kastell ausgegraben.

Das Kastell bildet ein Rechteck von 130,60m Breite und 157m Länge. Die Porta Praetoria und die Porta Principalis Sinistra konnten nicht ausgegraben werden, weil an der betreffenden Stelle Bäume im Wege standen. Dass die Porta Praetoria nicht fehlte und sich genau der Decumana gegenüber befunden hat, ist, wie schon eingangs erwähnt wurde, beckenartigen Vertiefungen im Boden zu erkennen. - Ob die Porta Principalis Dextra ein einfaches oder ein doppeltes Thor war, konnte nicht ermittelt werden. Bei der gerade hier sehr fortgeschrittenen Zerstörung des Mauerwerks liess sich nicht bestimmen, ob der schwache, wenn auch aufgehende Mauerrest bei a Teile eines Zwischenpfeilers oder eines Thorturmes war. Der erhaltene Turm springt etwas über die Mauerflucht vor und hat Auffallenderweise eine grössere Ausdehnung in die Breite als in die Tiefe. Das Thor liegt der Frontseite um ein Geringes näher als der Rückseite.

Die Porta Decumana war noch sehr gut erhalten, sie war zweifellos ein einfaches Thor. Die Türme sprangen wie bei dem einen Thor im Kastell Weissenburg halbkreisförmig nach aussen vor. An der Rückseite des einen Turmes setzen Sporen an, die vielleicht als Widerlager für eine Treppe gedient haben. Trotzdem, dass das aufgehende Mauerwerk noch 60cm hoch erhalten war, waren Eingänge nicht vorhanden; sie lagen also erheblich über dem Fussboden.

Die Ecken des Kastells waren abgerundet und durch trapezförmige Türme verstärkt, bei den Türmen der Rückseite wurden auch Eingänge nachgewiesen. Die anderen werden dieselbe Form und Grösse gehabt haben; der gegen N. gelegene war aber beinahe vollständig zerstört, und der westliche konnte, weil er unter den Wohngebäuden lag, nicht ausgegraben werden.

Am meisten beschädigt war das Praetorium; dort wurden schon vor Jahren vom Besitzer des Gutes, der daselbst Kellerräume vermutete, weitgehend Ausgrabungen vorgenommen und die Steine zu Wegverbesserungen und zum Bau der Nebengebäude des Hofguts verwendet. Es sind noch jetzt behauene Steine im Hof zu sehen, die offenbar einstens als Hypokaustenpfeiler gedient haben. Auch die S. 6 Nr. 2 erwähnte Inschrift soll von dieser Stelle stammen. Die Apsis, welche auf der Rückseite mit einem Pfeiler verstärkt ist, sowie daneben ein Raum mit einem starken Kalkestrich und Spuren der ehemaligen Heizung sind die einzigen ordentlich erhaltenen Reste des Baues. Brunnen waren zweifellos im Kastell vorhanden; einer ist noch jetzt in Benützung. Der Graben wurde nicht untersucht, doch ist er auf der linken Flanke noch an der Oberfläche erkennbar, auch wird sein Vorhandensein in der Vogt'schen Chronik ausdrücklich erwähnt.

Die beiden Häuser, welche im Herbst 1893 von der Reichslimeskommission untersucht wurden, liegen ausserhalb des Kastells an dem sanft nach Westen, nach dem Deutenbach abfallenden Hange, das eine (I) etwa 50m , das andere (II) etwa 100m vom Kastell entfernt. (I) war so stark beschädigt, dass sein Grundriss (Vgl. Taf.II, Fig.8) nicht ermittelt werden konnte; der Raum A war mit einer Hypokausten-, der Raum B mit einer Kanalheizung versehen. Die noch vorhandenen Mauerreste waren Füllmauern aus Liassandstein von 50 und 80cm Dicke. Der Mörtel bestand aus Kalk, Sand und Kieselsteinen. Südlich von dem Gebäude war eine Pflasterung vorhanden. Dagegen war das Gebäude (II), dessen Mauerwerk hoch mit Boden bedeckt war, gut erhalten, wenn auch seine Ausgrabung durch die gewaltigen Schuttmassen mehrfach sehr behindert war. Der Grundriss ist der allbekannte der Badegebäude (vgl.Taf. III Fig.1-4).

Die Längenausdehnung geht von Süd nach Nord; der Eingang lag im Norden an einer von der Porta Sinistra zum Thal führenden Strasse, von der man früher noch Reste gefunden haben will. Der Bau ist in einer nicht näher bestimmten Zeit durch Feuer teilweise zerstört und im wesentlichen nach dem alten Grundriss wieder aufgebaut worden. Die beiden Bauperioden lassen sich leicht von einander scheiden. Die erste Periode zeigt exakt im Winkel und solid aufgeführte Mauerwerk von gut zugerichteten Stubensandsteinblöcken von 30 - 40cm Länge und etwa 20 cm Höhe in reichlich Mörtel. Das Mauerwerk der zweiten Periode dagegen ist viel flüchtiger, die Mauern weichen vom rechten Winkel selbst da ab, wo sie über dem der ersten Periode errichte sind; sie bestehen aus kleinen Liassandsteinplatten (sog. Malmsteinen) von sehr ungleicher Länge (10, 20, 27cm) bei nur 7cm Höhe, wobei auch an Kalk gespart ist. Ausser diesen beiden Steinarten, welche beide in nächster Nähe gebrochen werden konnten, fanden sich im Schutte viele Tuffsteine, wie solche bei Lautern und Weissenstein, zwei bis drei Stunden von Gmünd entfernt, zu Tage treten. In dem noch stehenden Mauerwerk waren diese Steine nicht zu bemerken, sie müssen deshalb nur in hohen Schichten Verwendung gefunden haben.

Das Terrain hatte wie jetzt, so auch im Altertum , einen sehr starken Fall von Ost nach West (vgl. Fig.2 Schnitt i-k).

Die Räume A1 - A2 müssen als Apodyterium und Frigidarium gedient haben; es ist dies schon wegen der Lage wahrscheinlich, da sie ein vom Kastell Kommender zuerst betrat; ausschlaggebend aber ist, dass allein sie nicht mit Heizvorkehrungen versehen sind. In der zweiten Periode ist am Mauerwerk dieser Räume sehr viel erneuert worden, wobei man im wesentlichen unter auffallender Vernachlässigung der Fluchtlinien die Fundamente der ersten Periode beibehielt, so ist die Mauer der ersten Periode noch sichtbar unter der der zweiten auf der West- und Nordseite von Raum A und auf einem Teil der Nordmauer von A1. Ein Luftschacht, welcher den Raum A2 durchzog, ist, wie sich aus dem Mauerwerk deutlich ergab, erst in der zweiten Periode angelegt worden. In Raum A1 wurden die Estrichböden nicht festgestellt, in A lag der Estrich der zweiten Periode bei - 3,49, 67cm tiefer bei - 4,16 lag der Estrich der ersten Periode, der dazwischen liegende Boden war mit Brandschutt ausgefüllt. - In A2 lag, der Senkung des Terrains entsprechend, die Oberkante des Estrichs der zweiten Periode tiefer, nämlich bei - 3,78; darunter bei - 4,60 zeigte sich eine starke Brandschicht und über dieser eine dicke schicht von mürben Dachziegeln, unter der Brandschicht bei - 5,00 eine Steinstückung mit Sand vermengt.

Die Estrichböden der zweiten Periode, welche in A und A2 gefunden wurden, waren sorgfältig hergestellt; über einer 7cm starken Lehmschicht und einer darüber liegenden 8cm hohen Schicht schräg gestellter Kalksteine erstreckte sich ein 10cm starker Estrich aus Kalk, Sand und vielen Kieseln; Ziegelmehl war nicht beigemischt, dagegen fehlte dem Estrich der ersten Periode in A die Kalksteinunterlage, Was den Kanal unter A2 anlangt (vgl. Fig.3), so muss er die Bestimmung gehabt haben, dem Hypokaust des Raumes B frische Luft zuzuführen, denn mit diesem stand er in direkter Verbindung; ein Wasser- oder Heizungskanal ist es nicht gewesen. Seine Sohle lag bei B - 4,77m und senkte sich bis zu Mündung ins Freie auf 5,10. Leider gelang es nicht das Kaltbad nachzuweisen; wahrscheinlich war es in A1 gelegen. Die Räume B - D waren sämtliche heizbar, es waren die Schwitz- und Warmwasserbäder.

Der untere Hypokaustboden lag annähernd im gleichen Niveau; voraussichtlich auch der obere Boden, da dem Estrich in C bei - 3,79 die Höhe der Bassins in B und D! mit 3,72entspricht. Diese Niveauverhältnisse scheinen in beiden Perioden dieselben gewesen zu sein. - Die Pfeilerchen bestanden in B, C, D aus roh zugehauenen Sandsteinen, teilweise aus mehreren übereinandergestellten Platten, nur in D1 und D2 waren sie aus viereckigen Ziegelplatten aufgemauert. B und B1 werden als Tepidarien betrachten sein. Von B1 gehört die Nord- Ost- und Südseite der zweiten Periode an, indes zeigt ein unter der Südmauer erhaltener Mauerrest der ersten Periode, dass jedenfalls von Anfang an ein entsprechender Raum vorhanden war. B empfing seine Wärme durch einen Heizkanal aus C und gab durch einen anderen Heizkanal Wärme an B1 ab; die Sohle des ersteren lag - 4,85. Einer Erweiterung unserer bisherigen Kenntnis der Kastellbäder ist das Bassin in der Ecke von B, es ruhte gleichfalls auf Hypokausten. Das Brüstungsmäuerchen war abgebrochen, aber es liess ich noch erkennen, dass es eine Breite von 45cm und nach dem Bassin zu einen Viertelrundstab gehabt hat.

Der Fußboden in B1 lag etwas höher, nämlich bei - 3,52. C war in der ersten Periode ein ungeteilter rechteckiger Raum; in der zweiten wurden die Apsis C1 und das Bassin C2 an- und eingebaut; ob auch diese heizbar waren, wurde nicht festgestellt. An der Wand der Apsis befand sich Verputz, der bei einer Höhe von - 3,57 begann und bei - 4,13 unregelmässig abschloss, so dass er ursprünglich vielleicht noch tiefer ging. Da der Verputz jedenfalls tiefer reichte, als der Estrichboden in C, ist es sehr wahrscheinlich, dass C1 ein Bassin war. Auch für den Einbau C2 liegt diese Erklärung am nächsten, dieser hatte bei - 4,51 einen Ziegelboden. Der Raum C empfing seine Wärme aus D mittels eines Feuerkanals.

Von D gehören die Ost- und die Südmauer der zweiten Periode an, aber sie stehen, wie für das Westende der Südmauer nachgewiesen wurde, auf Mauern der ersten Periode. In den Abteilungen D1 und D2 ruhten die Hypokausten auf Ziegelpfeilerchen. Die Ziegelmäuerchen welche D1 und D2 vom Hauptraum trennen und der Viertelrundstab in D1 charakterisieren diese als Bassins; wahrscheinlich wird auch D3 dieselbe Bestimmung gehabt haben.

Nach der Analogie ähnlicher Badeanlagen ist vorauszusetzen, dass südlich von D1 und D2 das Vasarium (der Raum für das grosse Praefurnium und die Kessel) sich befunden hat. - Sehr auffallend ist die sicher festgestellte Thatsache, dass die Feuerungskanäle zwischen B und B1 und zwischen D und C in späterer Zeit zugemauert worden sind. B1 ist von da ab jedenfalls nicht mehr heizbar gewesen; auch wäre dies für B und C ausgeschlossen, falls nicht gleichzeitig ein neues Praefurnium angelegt wurde, welches aber von uns nicht entdeckt worden ist. Jedenfalls diente das Gebäude auch in der zweiten Periode als Bad.

Nach Vollendung der Grabung brach der Schirenhofbauer das Badegebäude des Steinmaterials wegen ab; hierbei fand er die unten S. 7 beschriebene Statue einer Quellnymphe. Auf wichtige Fragen können wir leider keine sichere Antwort geben. Wann ist das Kastell gebaut? Unter den Fundstücken befindet sich nichts, auch unter den Scherben nicht, was auf das erste Jahrhundert hinwiese, ja selbst die Zeit von Hadrian tritt uns hier nicht mit Sicherheit entgegen. - Und über die ehemalige Besatzung können wir nur eine Vermutung vortragen. Eine verstümmelte Inschrift (vgl.S.7 Nr. 2 und ein noch nicht sicher gedeuteter Ziegelstempel (vgl. Tafel II, Fig. 4) welche aus unserem Kastell stammen, scheinen beide einer Cohors Raetorum anzugehören; es würde dies die Cohors I Raetorum sein, die in den Raetischen Diplomen erscheint, ohne dass sonst von ihr eine Spur in Raetien nachgewiesen ist.

Einzelfunde


Münzen:


bullet

Claudius?, Bronze, vgl. Oberamtsbeschreibung S. 2 Anm. 3, doch ist auf diese Angabe wohl kein voller Verlass.

bullet

Hadrian, a) Denar, St. M. vgl. Nestle, Fundberichte aus Schwaben III S. 57. B) Mittelerz, vielleicht von Hadrian, der Rv. ist ganz zerstört.

bullet

Julia Domna, Denar, Rv. Pudicitia, Coh. 168 St.M.

Silber:

bullet

(Abgeb. Taf. III, Fig. 14) Fingerring von nur 15 auf 17mm Dm., auf der Oberseite die Aufschrift MIN

bullet

(Abgeb. Taf. III, Fig.11) Plättchen in Form eines Blättchens, auf beiden Seiten geziert und mit einer Öse versehen, vermutlich von einem Schmuck herrührend. Genau entsprechende Blättchen hängen am Halsreif zweier Barbarenköpfe der Welschbilliger Hermen, Katalog der Trierer Steindenkmäler Nr. 813.

Bronze:

bullet

(Abgeb. Taf. III, Fig. 10) Reif von halbkreisförmigem Profil, ehemals mit 4 eisernen Nägelchen auf ein anderes Material, vermutlich Holz als Zierrat befestigt.

bullet

(Abgeb. Taf. III, Fig. 12) Perle, vermutlich Teil eines Hals- oder Armbandes.

bullet Einig Bruchstücke eines röhrenförmigen Futterals. St. M.
bullet

(Abgeb. Taf. III, Fig. 13) Wellenförmig gewundener Streifen, welcher zu Zierde auf einen Metallgegenstand aufgelötet war. Der Streifen ist auf der Oberseite mit Längslinien ornamentiert. In den Bronzestreifen war ehemals ein anderer Metallstreifen, vermutlich Silber, symmetrisch eingeschlungen, so dass die beiden Streifen zwei verschiedenfarbigen, ineinandergeschlungenen Bändern glichen.

bullet

Knöpfchen eines Bronzenagels.

bullet

Vier Haar- und Schnürnadeln oder dgl.

bullet

(Abgeb. Tafel II, Fig. 2 und 3.) Bruchstücke der Inschrifttafel der Porta Dextra aus grauem Sandstein, welche mit vergoldeten Bronzebuchstaben verziert war. St.M. Es wurden im Jahre 1888 aufgefunden an der Porta Dextra zwölf Buchstaben losgelöst von der Tafel und ausserdem Bruchstücke der Tafel, die so zertrümmert waren, dass nur ein grösseres und ein ganz kleines wertloses Stück aufbewahrt wurden. Das Blech der Buchstaben war knapp 1mm dick; es war an jedem Ende des Buchstabens mit einem eisernen Stift in die Steintafel eingekittet. Die Grösse der Buchstaben wechselt zwischen 90 und 75mm, kleine Differenzen können auf Unachtsamkeit beruhen, wie z. B. eine Betrachtung der drei T eine auffallende Ungleichheit zeigt; dagegen weisen die großen Höhendifferenzen darauf hin, dass die Höhe der einzelnen Zeilen verschieden war: 1. 90-88mm hoch sind die Buchstaben I, N, T, vermutlich auch A, O, S, bei denen es nahe liegt an Anto[ninus] zu denken, 2. Etwa 86mm hoch sind A, M, T und vielleicht I, 3. Etwa 75mm hoch ist X und vielleicht T.


Das erhaltene Steinfragment
(Abgeb. Taf. III, Fig. 3) ist auf der Oberseite fein geglättet; zwei Linien sind vorgerissen, damit die Zeilen gerade würden. Die Löcher, in welche die Nägel eingekittet wurden, sind 20mm tief. Erhalten sind auf der Platte die Spuren eines N und zwar war, wie die vollkommene Identität beweist, zweifellos das erhaltene Bronze-N hier befestigt. Von der darunter befindlichen Zeile sind zwei Nagellöcher erhalten.

bullet

(Abgeb. Taf. III, Fig. 9.) Lanzenspitze, an welcher drei Ringe befestigt sind; sie kann demnach einen militärischen Zweck nicht gehabt, sondern muss als Votiv oder als Feldzeichen gedient haben. Gef. zwischen 1886 - 1888, Eigentum Major Steimle.

bullet

(Abgeb. Taf. III, Fig. 8) Sichelförmiges Instrument, welches an einer Holzstange befestigt war. (Fundzeit und Eigentümer s.o.)

Eisen:

bullet

Ein kleineres gleiches Instrument, Sichellänge 18cm. St.M.

bullet

Drei Teile einer Spitzhacke, Eigentum Major Steimle.

bullet

Schlüssel.

bullet

Eine Menge 10 - 15cm langer schmiedeeiserner Nägel mit breiten Köpfen. St. M.

bullet

Einige Ringe. St.M.


Stein:

bullet

Inschrift von der Porta dextra (vgl. oben)

bullet

Obenstehend abgebildet: Bruchstück vom Ende einer Inschriftplatte aus rotem Sandstein, jetzt 23,5cm breit, die Buchstaben der oberen Zeile 35, die der unteren 21mm hoch. Gefunden unter einem Steinhaufen auf dem Strässchen, welches vom Schirenhof nach Straßdorf führt; jene Steine waren aber vom Schirenhofbauern aus dem Praetorium abgefahren worden (siehe zuvor). Die letzte Haste in Zeile 1 ist ganz gerade, eine Ergänzung zu L[imes] wie vorgeschlagen, ist deshalb sehr unwahrscheinlich, glaublicher ist die Vermutung Zangmeisters li[b(rarius) coh(ortis] Raet(orum), vgl. CIL III 11924. Befindet sich in der Erhard'schen Altertumssammlung in Gmünd.

Bruchstück vom Ende einer Inschriftenplatte Quellnymphe aus Liassandstein
bullet

(Abgeb. Taf. II, Fig. 7 nach einer Skizze Hettners.) Pyramidal abgeschlossene Grabplatte, gef. 1892, vgl. CIL III 11925, jetzt im Hause des Herrn Kommerzienrat Erhard.

bullet

Obenstehend clichiert. Quellnymphe aus Liassandstein, 84cm hoch, 80cm breit, gef. im Spätherbst 1893 vom Schirenhofbauern beim Abbruch des Badegebäudes; jetzt in der Erhard'schen Altertumssammlung in Gmünd; veröffentlicht von Steimle in den Fundberichten aus Schwaben für 1894 S. 38. Die Nymphe stützt sich auf die Mündung einer im Lichten 9cm weiten Röhre; in diese in den Stein eingemeisselte Röhre war eine Bleiröhre eingeschoben; Bruchstücke einer solchen von entsprechender Dimension sind gleichzeitig gefunden worden. Auf dem linken Knie fehlt ein Teil der Gewandung; man hat der Abbildung gegenüber den Eindruck, als ob hier eine antike Restauration vorliege, doch stellte der Streckenkommissar bei erneuter Untersuchung fest, dass der Stein von allem Anfang an so gehauen sei. Die Rückseite ist roh behauen, sie zeigt keine Spur davon, dass sie in eine Mauer eingefügt war, sie wird nur scharf an der Mauer gestanden haben. Das Motiv ist ähnlich wie das der Nymphe von Kenn, vgl. Trierer Steindenkmäler Nr. 108.

bullet

Bruchstück einer Statue aus Liassandstein. Erhalten ist das Postament. Ein rechter Fuss und neben demselben eine Stütze; einschliesslich des Postaments ist die Stütze 43cm hoch, das Postament ist 36cm breit. Gef. Herbst 1887 in der Gegend des Praetoriums. Jetzt in der Erhard'schen Altertumssammlung in Gmünd.

bullet

Altar aus Stubensandstein, 55cm hoch, 25cm breit, 17cm tief; mit Giebel und Voluten geziert, auf der geglätteten Vorderseite war vermutlich ursprünglich eine Inschrift aufgemalt; gef. 1887 von General Kallee im südwestlichen Eckturm; jetzt in der Erhard'schen Altertumssammlung in Gmünd.

bullet

Ein Inschriftstein, schon in früherer Zeit aufgefunden und wieder verloren gegangen, vgl. oben (Anm.3).

bullet

(Abgeb. Taf.II, Fig.6a und 6b). Boden und Teile des Randes einer Büchse aus Talgschiefer, vgl. Ruffenhofen S. 9.

Thon:

I. Sigillata

bullet Mehrere unverzierte und verzierte Bruchstücke, erkennbar die Formen Dragd. 32 und 37 und ein Krügelchen. Sämtliche Stücke werden dem 2. Und dem Anfang des 3. Jahrhunderts angehören. Gestempelt sind folgende:
1. Domitianus f, auf flachem Boden, vgl. CIL XII, 5686,316
2. Natalis f, auf spitzem Boden.
3. Quetus,auf flachem Boden; der gleiche Stempel aus Köngen bei Miller, Begräbnisstätten (S.19).


Tonfunde

II. Schwarze Trinkbecher des zweiten Jahrhunderts.

1. Von roher Form, abgeb. Taf. III. Fig.17, graubraun mit schwarzem schabbaren Überzug.
2. Abgeb. Taf. III, Fig. 15, Becher mit Horizontalreifen, aussen und innen mit grauem schabbaren Überzug versehen.
3. Bruchstücke von Bechern mit Eindrücken, Randverzierungen, metallischem Glanz, Einfurchungen, abgeb. Taf. III, Fig. 19, wie letztere namentlich in Süddeutschland häufig.
4. Becherchen aus gelbem Thon mit hellrotbraunem Überzug.

Vermutlich gehörte auch eine kleine Scherbe aus feinem gelben Thon, deren Innenseite gebräunt ist und deren Aussenseite rotbraun gestrichen und mit metallischem Glanz versehen ist, zu einem Becher.



III. Napf

1. Napf mit Horizontalstreifen aus gelblich rotem Thon, Form wie Ruffenhofen III, 4 auf S. 9, der oberste Teil des Napfes wie des Horizontalstreifens sind mit einer festen lederbraunen Farbe überzogen.

2. Dgl. sehr ähnlich, die Farbe ist innen gleichfalls lederbraun, außen dunkelbraun.


IV. Sonstige Gefässe

Mehrere gewöhnliche graue und gelbe Gefäße, darunter der Hals eines Krügelchens etwa vom Ende des 2. Jahrhunderts. - Bruchstück eines Deckels. - Ungewöhnliches Profil eines grauen Ürnchens, (Abgeb. Taf. III, Fig. 16)



V. Lampe

(Abgeb. Taf. III, Fig. 18) Offene Lampe aus grauem Thon, die sich durch ihre kleine Schnauze von den ähnlichen Lampen, wenigstens der Rheinlande, absondert.

Ziegel


Beide nachfolgend beschriebenen Ziegelsorten sind schlecht gebrannt und voraussichtlich am Ort fabriziert.

  • A. Der Coh. R(aetorum??), Pert.
  • a) (Abgeb. Taf. II, Fig. 4) Tegula allseitig bestoßen, dick 26-35cm;
  • b) Platte allseitig bestoßen, war mindestens 60mm dick;
  • c) Bruchstücke von Tegulae
  • d) -".
  • e) -"-
  • f) -"-
  • g) unbestimmbare Bruchstücke.
  • h) -"-

Sämtliche Stempel rühren aus derselben Form, obgleich ihre Länge je nach dem verschiedenen Brand erheblich wechselt.
Die Deutung ist noch nicht sicher gelungen, aber für den Anfang wird man die Erklärung Coh R(aetorum) als eher wahrscheinlich ansehen müssen. Der Horizontalstrich zwischen O und der folgenden Hasta kann nur bezwecken, den Buchstaben H auszudrücken, so dass cohors gesichert ist. Da ein R folgt, und wir überdies auf Grund einer anderen Kombination annehmen (vgl. S.7 Nr. 2), dass eine Cohors Raetorum die Besatzung bildete, so lesen wir, indem wir es zweifelhaft lassen, ob das folgende E zum Cohortennamen gehört coh. R(aetorum); den Schluss halten wir für den Namen des Zieglers, etwa Pertinax.

  • B. des Zieglers Secundinus

(Abgeb. Taf. II, Fig. 5)a-c) Bruchstücke von grossen Hypokaustplatten 50 - 60mm dick; d) Bruchstück 35mm dick. Nur bei a) ist der Stempel vollständig, da jedoch der Anfang etwas verletzt ist, ist die Zeichnung unter Benutzung von b) hergestellt.


Glas


Viele Scherben von Fensterglas.

Horn


  • 1. zwei Nadeln
  • 2. zwei Spielsteine
  • 3. (Abgeb. Taf. III, Fig.5 und 6) Zwei Bruchstücke von einem Griff. St. M.
  • 4. (Abgeb. Taf. III, Fig.5 und 6) Zwei Bruchstücke von einem Griff. St. M.
  • 5. Zugespitztes Rehgeweih, St. M. entsprechend der Abbildung bei Jacobi, Saalburg Fig.     71,19; Jacobi erklärt dasselbe, ebenda S. 537, für einen "Schlupfpfahl" oder ein "Seilerhörnchen".

Abbildungen

Lageplan Schirenhof

Funddokumentation

Schirenhof Funde 01 Schirenhof Funde 02 Schirenhof Kastell Schirenhof Funde 03 Schirenhof Funde 04