Der Limes am Treffpunkt von Raetien und Obergermanien
Der Limes - UNESCO-Weltkulturerbe
Der Limes trennte die römischen Provinzen Obergermanien und Raetien vom freien Germanien. Er ist somit auch gleichzeitig ein Sinnbild für die Trennung von Völkern und Kulturen.
Ein paar Fakten:
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Länge ca. 550km vom Rhein bei Koblenz bis zur Donau bei Regensburg
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ca. 900 Wachtürme
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ca. 90 Kastelle zum Schutz
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ca. 30.000 Legionäre als Besatzung
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Bauzeit zwischen 100 und 200 n.Chr.
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Hauptaufgabe ist die Kontrolle des Personen- und Warenverkehrs zwischen den römischen Provinzen und Germanien.
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Aufgabe des Limes in der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts nach Chr.
Geschichte des Limes
Nachdem sich bei den Römern nach der vernichtenden Varusschlacht bei Kalkriese (Die Schlacht im Teutoburger Wald) die Erkenntnis durchsetzte, dass ihr Ziel, die Germanen endgültig zu besiegen und das Gebiet des Imperiums rechts des Rheins bis zur Elbe auszudehnen, nicht durchsetzbar war wurden unter Tiberius die Konsequenzen daraus gezogen. Im Jahr 16 n.Chr. wurde das Ende der offensiven Germanenpolitik beschlossen. Die Römer zogen sich wieder an den Rhein zurück und bildeten (wie schon zu Cäsars Zeiten) eine Front gegen die Barbaren im Osten.
Im Süden war der gesamte inneralpine Raum und ein Gebietsstreifen nördlich der Alpen bereits 15 v. Chr. von den römischen Heerführern Drusus und Tiberius erobert worden. Dies eröffnete die Möglichkeit, eine Straßenverbindung zwischen Bodensee und dem heutigen österreichischen Alpenraum einzurichten, die Truppenverschiebungen zwischen Rhein und Donau enorm vereinfachte. Um diese Straßenverbindung zu schützen und zu überwachen wurden am Alpensaum die ersten römischen Militärstationen angelegt.
Mit der Neustrukturierung der Germanienpolitik wurde jetzt auch die Administration und die Truppenverteilung im Raum nördlich der Alpen straffer organisiert. Aus dem Militärbezirk "Germania" wurde nun eine Provinz mit römischer Verwaltungsstruktur. Ihren Anfang nahm die neue Provinz vermutlich im neuen Stützpunkt am Zusammenfluss von Wertach und Lech im heutigen Altstadtbereich von Augsburg.
Wann die ersten Militärlager am Südufer der oberen Donau entstanden ist bis heute noch nicht ganz klar. Bevorzugt als Standorte für die in Holz-Erde-Bauweise errichteten Lager waren wohl die möglichen Donauübergänge, dort wo Wege aus vorrömischer Zeit den Fluss erreichten. Es wurden größere Standlager errichtet in denen zwischen 500 und 1000 Mann untergebracht werden konnten und dazwischen mehrere Kleinkastelle die zwischen 12 und 80 Mann beherbergten.
Ein weiterer Schritt in der Geschichte fällt in die Zeit nach 45 n.Chr. unter Kaiser Claudius. In Vindonissa (Windisch) wurde die 13. Legion durch die 21. Legion ausgetauscht. Der Ausbau der Via Claudia, der Hauptverkehrsstraße vom Po über die Alpen nach Raetien bis zur Donau erfolgte in den Jahren 45-47 n.Chr.
Nach dem auf das Vierkaiserjahr folgenden Bürgerkrieg wurde durch den neuen Herrscher Titus Flavius Vespasianus der Grenzraum wieder neu geordnet. Standort- und Truppenverschiebungen waren die Folge. In diesem Zusammenhang wurde beschlossen die einfach zu verteidigenden Flussgrenzen durch Landgrenzen zu ersetzen, um den Umweg über das Rheinknie bei Basel zu vermeiden. Unter den Kaisern Titus (79-81) und Domitian (81-96) wurden die Kastelle an der oberen Donau aufgegeben und die Nordgrenze der Provinz Raetien westlich von Eining über den Fluss vorgeschoben. Der römische Historiker Tacitus beschreibt in seiner 98 n.Chr. veröffentlichten Schrift, dass das Gebiet jenseits von Rhein und Donau nach Ziehung des Limes zum Provinzialgebiet gehört.
Die Sicherung der Grenze
An vorderster Front agierten vor allem die berittenen Einheiten (alae) als schnelle Eingreiftruppe. Neben den Kohorten-Kastellen sicherten kleine Posten die mit Truppen von ca. 150 Mann besetzt waren (numeri) die Verkehrswege. Sie bewachten wichtige Flussübergänge und sorgten für einen zuverlässigen Nachschub.
Vom Militärschriftsteller Sextus Julius Frontinus wird berichtet, dass während der Chatten-Feldzüge Domitians die römischen Soldaten Schneisen (limites) mit einer Gesamtlänge von rund 177,5 km in die undurchdringlichen Wälder Germaniens geschlagen hätten. Dies ist einer der frühesten Hinweise auf die Anlage des obergermanischen Limes. Am Anfang dürfte wohl ein mit hölzernen Wachtürmen gesicherter Patrouillenweg gestanden haben. Der Beginn dazu dürfte wohl an der Taunuslinie im Bereich des Saalburgsattels zu suchen sein.
Systematisch wurde der Ausbau des raetischen- und obergermanischen Limes vermutlich erst unter Kaiser Marcus Ulpius Traianus (98-117 n.Chr.) betrieben. Jetzt wurden die römischen Vorposten konsequent nach Osten (rechtsrheinisch) bzw. nach Norden(jenseits der Donau) verschoben. Durch den Bau einer Kastellkette entstand das neue Konzept einer linearen Grenze, die sich markant im Raum präsentierte. Nach und nach wurden die Raumschaften miteinander verbunden. Der "nasse Limes" folgte ca. 50km entlang des Mainufers zwischen Großkritzenburg und Miltenberg. Danach folgte die Querung des Odenwalds bis er über Neckarburken bei Bad Wimpfen den Neckar erreichte. Von Cannstatt bis Köngen bildete dann der Neckar die natürliche Grenze. Von da lief der Limes fast gerade nach Süden und stieß auf der Schwäbischen Alb bei Donnstetten auf die Provinzgrenze zu Raetien.
Einige Jahrzehnte später, vermutlich unter Antoninus Pius (138-161 n.Chr.) wurde der Grenzverlauf dann noch einmal verändert. Die Grenze wurde um bis zu 30km weit nach Osten verschoben, so das diese nun von Miltenberg am Main, bzw. Walldürn schnurgerade nach Süden über Osterburken, Öhringen, Murrhardt bis auf die Höhe von Lorch lief. Zwischen den Kastellen Lorch und Schirenhof erreichte der neue Limes die Grenze von Raetien. Auch dort war die Linie weiter nach Norden verschoben worden. Damit war nach eineinhalb Jahrhunderten die vorderste Limeslinie erreicht und die Expansion des römischen Reichs an Rhein und Donau zu einem Ende gebracht.
Zum militärischen Zentrum für das gesamte raetische Limesgebiet nördlich der Donau avancierte das Reiterkastell Aalen. Hier lag mit der ala II Flavia milliaria eine rund 1000 Kavalleristen umfassende Elitetruppe, die auf der Hochebene von Kocher und Jagst weiträumig einsetzbar war. Bereits in der Mitte des 2. Jahrhunderts bedrohten Angehörige germanischer Stämme zunächst den obergermanischen Limes, was durch die Römer mit dem Bau weiterer Kastelle, bzw. mit dem Ausbau bestehender Kastelle beantwortet wurde.
Die Regierungszeit Caracallas (211-217 n.Chr.) stellt mit die Blütezeit der raetischen- obergermanischen Limeszone dar. Aber bereits mit Ende dieser Zeit zeigte einen zunehmenden Druck der germanischen Stämme auf die Grenze. Neben der Auflösung und Neubildung von Stammesverbänden waren es wohl auch klimatische Veränderungen, die die Unruhen schürten. Missernten, harte Winter, Trockenheit im Sommer und Frühjahrsüberschwemmungen brachten die Menschen in Bedrängnis. Plünderungszüge waren die Folge davon. Der erstmals von Cassius Dio Alamannen genannten Stammesverbund fiel 213 n.Chr. raubend und plündernd in Raetien und wohl auch in Obergermanien ein. Caracalla betrat durch das Limestor bei Dalkingen (später durch ein Prunktor ersetzt) Feindesland und besiegte in einer Schlacht im Maingebiet die gegnerischen Truppen. Als Zeichen seines Triumphs nahm er den Siegertitel Germanicus Maximus an.
Der Niedergang des Limes
Der Sieg Caracallas brachte für rund zwanzig Jahre wieder Ruhe in die Region. Aber ab 230 n.Chr. erfolgten immer wieder schwere Einbrüche der Alamannen. Vermutlich waren zu diesem Zeitpunkt die Lager nicht mehr komplett besetzt, da große Truppenteile für den Kampf gegen die Sassaniden im Osten abgezogen worden waren. Dies führte wohl dazu, dass die an der Grenze verbliebenen Posten keine große Abschreckung mehr für die plündernden Horden darstellten. Unter dem Soldatenkaiser Maximinus Thrax (233 n.Chr.) gelang noch einmal ein siegreicher Feldzug gegen die Alamannen, zahlreiche Grenzkastelle wurden wieder aufgebaut und verstärkt. Bereits 242/243 werden aber bereits wieder feindliche Einfälle gemeldet. Unter anderem erfolgt die Zerstörung des Kastells Regensburg. Um 256 versuchte Gallienus die Lage unter Kontrolle zu bekommen, ohne Erfolg. Die Nachricht von der Gefangennahme Kaiser Valerians in Persien und der dadurch notwendige Abzug Gallienus mitsamt seinem Heer war für die Germanen ein Signal erneut loszuschlagen. Streitereien zwischen Kaiser Gallienus und Gegenkaiser Postumus fördern den Niedergang. Um die Jahre 270/271 n.Chr. dürfte der stark bewehrte Militärplatz Castra Regina (Regensburg) neben der Provinzhauptstadt Augsburg einer der wenigen noch einigermaßen intakten Orte innerhalb Raetiens gewesen sein. Die Siedlungen auf dem Land waren vermutlich von ihren Bewohnern weitgehend verlassen worden.
Nocheinmal schaffte es der dux orientis Probus im Jahr 277 n.Chr. durch Siege über die Alamannen in Obergermanien und die Burgunder und Vandalen in Raetien so etwas wie Frieden herzustellen. Von Rechts wegen sah Rom deshalb das rechtsrheinische Gebiet als Teil des Imperiums an. Tatsächlich aber konnte ein Machtanspruch dort nicht mehr durchgesetzt werden. Unter Diokletian und seinem ab 286 n.Chr. mitregierenden Mitaugustus Maximian wurde die Grenzlinie wieder in Richtung der natürlichen Grenzen von Rhein, Donau und Iller zurückverlegt. In der Zeit nach Diokletian finden sich in den Jahrzehnten nach 300 kaum noch bauliche Veränderungen an der raetischen Donaugrenze. Spätestens in der Mitte des 5. Jahrhunderts lösen sich die letzten Reste von weströmischen Herrschaftsstrukturen auf.
Bauweise des Limes
Zum ursprünglich als Palisade gebauten Befestigung wurden große Eichenstämme in der Mitte gespalten. Die Hälften wurden dann mit der flachen Seite nach außen in den Boden gerammt. Auf der Innenseite gab es Querhölzer als Verstärkung. Sowohl in Bezug auf die Logistik, den Transport der Stämme, als auch in Bezug auf den teilweise schwierigen Untergrund stellte dies ein schwieriges Unterfangen dar. Später wurde vermehrt dazu übergegangen dies durch Steinmauern mit festen Türmen und Toren zu ersetzen. Am raetischen Limes wurden schadhaft gewordene Palisadenstrecken durch zaunartige Hindernisse aus Flechtwerk repariert. Nach 180 n.Chr. erfolgte noch der Bau der so genannten raetischen Mauer, einer steinernen mehrere Meter hohen Mauer als Defensivreaktion auf vorhergegangene Angriffe.